Die Ausschreibung


- Schreibt eine der 1000 Geschichten dieser Stadt.
   Lasst eure Fantasie sprießen. Einzige Einschränkung:
   Die Geschichte muss zur Rahmenhandlung passen.
   (Siehe Prologue unten)

- Die Texte dürfen eine Länge von 20.000 bis 35.000 Zeichen
   (ca. 11 bis 20 Normseiten) nicht unter- bzw. überschreiten.

- Die Geschichten sind in den Formaten .doc, .docx oder .odt
   ausschließlich an manuskripte@hybridverlag.de zu senden. 

- Außerdem benötigen wir von euch noch eine Kurzvita. 

- Eine Altersbeschränkung setzen wir nicht. 

- Einsendeschluss ist der 6.11.2022

 

Inzwischen haben sich schon einige wackere Abenteurer zusammengetan, erforschen Valys zusammen und schreiben ihre Geschichten auf. Wenn ihr auch interessiert seid, Teil dieser Selbsthilfegruppe zu werden, meldet euch gerne bei Jon Barnis: www.instagram.com/jon_barnis/

 


        Prologue


Kommen Sie herbei, herbei! Valys erwartet schon sehnsüchtig seinen neuen Besucher. Noch nie hier gewesen, richtig? Natürlich nicht, ich würde mich an Ihr Gesicht erinnern, gewiss. An ein solches wie Ihres auf jeden Fall.

Nein, halt! Das war nur halb so despektierlich gemeint, wie es geklungen haben mochte. Gäste aus dem Süden haben wir hier nicht oft, müssen Sie – ach, lassen wir die Förmlichkeiten. Ich bin Gazli, Gazli Wederwandel. Fremdenführerin dieser verfluchten Stadt. Nicht die einzige, für wahr, aber die Beste!

Wenn du in die Stadt willst, kommst du an mir nicht vorbei. Der Mandat lässt keine Besucher in seinem Valys frei herumlaufen, ohne erfahrenen Begleiter. Wenn ich das sagen darf, was für ein Glück für Dich, dass Du gerade an mich geraten bist!

Schön, schön, gehen wir mal davon aus, Du warst noch nie hier. Dann verlangt natürlich meine Neugier nach einer Erklärung, weshalb es dich ausgerechnet auf den Sonnenfels verschlagen hat. Halt, sag nichts, lass mich raten. Wenn ich dich so anschau, wirst du sicher kein Handel treiben wollen. Niemand würde dir auch nur einen matschverklebten Stein abkaufen. Versteh mich nicht falsch, aber sonderlich vertrauenerweckend schaust du nicht gerade aus. Also muss es andere Gründe geben. Du bist doch nicht auf der Flucht, oder? Unsinn, Gazli, überleg doch mal, dann würde dein Gast wohl kaum in die bestbewachteste Stadt in ganz Farleiden fliehen. Zudem hätte dich die Garde ohne blitzsaubere Papiere nie durchs Tor gelassen. Also musst du ein Tourist sein, ganz eindeutig, und damit bei mir genau an der richtigen Stelle.

So, nun mal her mit dem Gepäck, dafür haben wir hier in Valys schließlich die Vanvan. Ich weiß natürlich, dass diese Tiere unerträglich stinken und störrischer sind als mein Mann vor dem Frühstücksmahl. Aber sie tragen bereitwillig auch die größte Last, ohne zu murren. Was man von Ogmund auch behaupten kann. Mir fällt gerade auf, dass Vanvan‘s und er erstaunlich viele Gemeinsamkeiten haben. Na, sei es drum.

Bevor wir losziehen, muss ich dich natürlich noch belehren. Ganz klare Vorschrift vom Hauptmann Kuflinger. Drei einfache aber wichtige Regeln, präg sie dir gut ein, du wirst sie ganz sicher brauchen.

1. Entferne dich nie von deinem Harlunden. Also Fremdenführer, ich in dem Fall. In Valys spricht man immer noch die Hochsprache, aber dazu kann ich dir später sicher noch mehr erzählen. Deine Harlundin heißt Gazli, einfach Gazli, nur für den Fall, dass du es schon wieder vergessen hast. Falls du also verloren gehst, frag einfach nach mir, man kennt mich, überall in der Stadt.

2. Die Garde ist dein Freund. Sicher, manche von denen sehen noch deutlich vertrauenswürdiger aus als du und einigen Gardisten würde ich nicht mal ein Häufchen Vanvan-Kot zur sicheren Verwahrung anvertrauen. Aber der Mandat besteht darauf, klarzumachen, dass man sich immer an seine geliebte Garde wenden kann. Wenn du mich fragst, bist du in Notsituationen selbst bei der Meuchlergilde besser aufgehoben, aber du hasst die Regel vernommen. Was du draus machst, ist mir egal.

3. Betritt nie das Tempel-Viertel. Selbst euch Südländern sollte klar sein, dass es in Farleiden mit der Religion eine schwierige Sache ist. Eine ganz schwierige. Der Orden ist auch hier stark, stärker noch als irgendwo sonst und verbittert sich jegliche Einmischung in seine Aktivitäten. Wie immer die auch aussehen mögen. Niemand weiß, was hinter den feuerroten Mauern des Tempel-Viertels vor sich geht, nicht einmal ich und das will was heißen. Fotram und seine Kuttenkasper machen keine Gefangenen, klar? Und ich habe keine Lust, noch einen Zawendi an die Tempelwache zu verlieren. Auch klar? Ist nicht gut für meinen Ruf. Außerdem bin ich für dich verantwortlich, was auch heißt, wenn du vor Beendigung der Führung ankratzt, muss ich die Sauerei wegmachen. Also lass das gefälligst.

Ach, natürlich, Zawendi. Ich verstehe nicht, warum euch im Süden die Hochsprache nicht mehr beigebracht wird. Zawendi sind die Besucher, auch wenn das Wort dafür schöner klingt als es gemeint ist. Seit jeher ist Valys nicht besonders erpicht darauf, Fremde zu empfangen. Ihr bringt Unsicherheit ins ach so schöne, geordnete Gefüge. Schwierigkeiten, Ungemach und wohl möglich tragt ihr euren Ärger über die mangelnde Gastfreundschaft der Valysen mit zurück in eure Heimat. Also bedeutet Zawendi einfach nur Eindringling. Na, da fühlst du dich doch gleich viel willkommener hier, oder?

Nun, wo du gerüstet bist für unsere Stadt, lass uns doch mal schauen, was ich dir zuerst zeige. Es gibt tatsächlich mehr sehenswerte Orte hier zu bewundern, als man landläufig glaubt. Ein paar davon könnten dich verstören, wie der rauchende, stampfende Palast des Mandaten in Obersradt. Andere werden dich belustigen, wenn du auch nur den kleinsten Sinn für Humor hast. Na, daran zweifle ich noch. Dennoch werden wir natürlich auch eine Runde über den Gauklermarkt drehen.

Ich muss dich allerdings auch an Orte führen, die weniger schön, weniger modern oder pittoresk sind. Die Bleicherhütten unten am Fluss sollte jeder Besucher gesehen haben, denn das Elend dort wird deinen ersten Eindruck der Stadt ordentlich durcheinander würfeln. Kein sehenswertes Viertel, das von anderen Harlunden gern ausgespart wird. Aber ich finde, es ist wichtig, um ein stimmiges, komplettes Bild von Valys zu bekommen.

Wenn dir danach ist, kann ich dich auch in die Dunkelstadt bringen, zumindest ein paar Schritt weit. Das Schild „Betreten auf eigene Gefahr, du Spinner!“ steht dort nicht umsonst am Tor, wie du dir sicher denken kannst. Die Magiebegabten dort sind – na, sagen wir, wenn Gastfreundschaft ein Gut wäre, dass man auf dem Markt erwerben könnte, haben die Dunkelstädter um diesen Marktstand bisher einen riesigen Bogen gemacht.

Natürlich kommen wir auch nicht um die Felskloffen herum. Du weißt schon, die Felskloffen? Echt nicht? Also komm, selbst in den südlichen Landen sollte man davon gehört haben. Die Stadt unter Tage? Ein ganz eigenwilliges Viertel, in denen die fleißigen Kloffen den kompletten Sonnenfels unterbuddeln, um nach ihrer alten Heimstätte zu suchen? Ein lustiges, herzliches Volk, welches nicht nur Stammgast am imaginären Gastfreundschaftsmarktstand wäre. Vermutlich würde er ihnen sogar gehören.

Na, ich seh schon, du bist so ahnungslos, dass du ohne mich keine zehn Minuten hier in Valys überleben würdest. Eine Schande, ehrlich. Früher war es mal üblich, dass man sich ausführlich über sein Reiseziel erkundigt, bevor man es besucht. Du bist ja schließlich nicht nur hier, um dir den alten Tiergarten anzuschauen, oder? Oder!?

Sicher, auch sehr sehenswert, aber Valys hat mehr zu bieten, viel mehr, eine Stadt mit unendlichen Wundern und tausenden Geschichten!